Schmeller-Gesellschaft mit Neuwahlen und Buchpräsentation

Ausnahmsweise zu einer zweiten Mitgliederversammlung in diesem Kalenderjahr lud kürzlich die Johann-Andreas-Schmeller-Gesellschaft ins Café Rieß. Der Grund war, dass auf der Jahreshauptversammlung im April die laut Satzung für 2025 anstehenden Neuwahlen schlichtweg übersehen worden waren. Den erschienenen Mitgliedern und Gästen wurde zudem druckfrisch das neue Jahrbuch der Gesellschaft präsentiert. 

Vielzahl aktueller Projekte
Nach der Begrüßung ging der 1. Vorsitzende Christian Ferstl auf eine Vielzahl aktueller Projekte ein. So vergibt die Schmeller-Gesellschaft im nächsten Jahr wieder den mit 2.000 Euro dotierten Schmeller-Preis sowie einen Förderpreis für Seminararbeiten an Gymnasien und Fach- bzw. Berufsoberschulen; daneben unterstützt sie das Dokumentations- und Kommunikationszentrum der Sprachminderheiten in den Alpen bei der Ausschreibung des Arthur-F.-Stoffella-Preises. Im nächsten Jahr stehen zwei größere Veranstaltungen an: vom 4. bis 7. Juni die III. Europa-Gespräche zur Erforschung und Revitalisierung des Zimbrischen in den Laimbachtälern in Pleif im Brandtal sowie am 20. und 21. November in der Nachfolge der bisherigen Dialektologischen Symposien im Bayerischen Wald erstmals eine Stiftlandtagung in Tirschenreuth zum Thema „Verschriftung von Minderheitensprachen: Möglichkeiten, Grenzen, Desiderata“. Die Titel für die kommenden Jahrbücher stehen bereits bis 2027 fest; außerdem publiziert die Schmeller-Gesellschaft in zwei weiteren wissenschaftlichen Reihen Seminarschriften und Tagungsbände. Die vereinseigene Homepage konnte unlängst um zwei Rubriken erweitert werden.

Förderung des Wissenschaftsstandorts Tirschenreuth
Ein besonderes Anliegen der Schmeller-Gesellschaft ist überdies die Förderung des Wissenschaftsstandortes Tirschenreuth. So sollen künftig die Stiftlandtagungen im dreijährigen Turnus an die Vergabe des Schmeller-Preises gekoppelt werden. Außerdem finanziert und organisiert die Schmeller-Gesellschaft ab 2026 einmal jährlich unter dem Arbeitstitel „Schmeller-Studien“ eine zweitägige Blockveranstaltung an einer bayerischen Universität mit einer Exkursion nach Tirschenreuth. Schließlich soll die Fachbibliothek der Schmeller-Gesellschaft mittelfristig in neuen Räumlichkeiten der Stadt Tirschenreuth für Studienzwecke öffentlich benutzbar gemacht werden. 

Christian Ferstl als Vorsitzender wiedeergewählt 
Schatzmeisterin Tatjana Ziegler bezifferte den Mitgliederstand auf 180 und legte einen detaillierten Kassenbericht vor, an dem die Kassenprüfer Michael Bischoff und Dr. Norbert Stellner nichts zu beanstanden hatten, so dass die bisherige Vorstandschaft einstimmig entlastet wurde. Unter der Leitung von stellvertretendem Landrat Dr. Alfred Scheidler wurde daraufhin die alte Vorstandschaft einstimmig wiedergewählt. Somit geht die Schmeller-Gesellschaft unverändert mit folgender Führungsriege in die nächsten drei Jahre: 1. Vorsitzender bleibt Christian Ferstl, 2. Vorsitzender der Tirschenreuther Bürgermeister Franz Stahl, Schatzmeisterin Tatjana Ziegler, 1. Schriftführer Dr. Peter Kaspar und 2. Schriftführer Manfred Sailer. Zu Kassenprüfern wurden Michael Bischoff und Prof. Dr. Anthony Rowley bestimmt. 

Beate Heinrich verabschiedet
Zum Schluss des administrativen Teils der Versammlung verabschiedete Christian Ferstl offiziell die langjährige Schatzmeisterin Beate Heinrich, die dieses Amt von 2005 bis 2024 ausgeübt hatte. Er würdigte dabei insbesondere ihre stets spürbare Identifikation mit der Schmeller-Gesellschaft und überreichte ihr zum Abschied als Dank für ihr verdienstvolles Wirken einen Blumenstrauß und einen Gutschein für eine Schmellertorte.

Präsentation des neuen Jahrbuches
Den zweiten Teil des Abends bildete die Präsentation des neuen Jahrbuches, das den Titel „Spicilegium Schmellerianum. Versuch einer Schmeller’schen Ährenlese“ trägt. Auf 533 Seiten enthält es 29 Beiträge von 18 verschiedenen Autoren. In seinen einführenden Worten verwies Ferstl auf den Aufbau des Werkes, der an die Bedeutung des Titels angelehnt ist: So sind die ersten drei der insgesamt sechs Kapitel mit Pflanzphase (Genealogisches), Wachstumsphase (Biografisches) und Erntephase (Dialektologisches) überschrieben und weisen einen engen Bezug zur Person Schmeller auf. Nachfolgend verfestige sich die Tendenz zur Darstellung, wie die von Schmeller ausgebrachte dialektologische Saat aufgegangen sei, so dass letztlich dieser selbst zum Sämann geworden sei.

Ausführlich stellte der aus Griesbach stammende Autor Josef Beer seine drei genealogischen Beiträge vor: Dabei ging er präzise auf die Herkunft der Familie Schmeller, den Stammbaum Schmellers und das Stammhaus der Griesbacher Schmeller ein. In allen drei Bereichen konnte Beer fehlerhafte Ergebnisse anderer Forscher korrigieren. Vor allem die Suche nach dem Schmeller-Stammhaus glich geradezu einer spannenden Detektivgeschichte, die Beer nach jahrzehntelangen Recherchen schließlich 2019 bei einem Besuch im Staatsarchiv Amberg erfolgreich abschließen konnte. Auf die richtige Spur brachten Beer u. a. der Griesbacher Dorfbrand von 1800 und die Vergabe der offiziellen Hausnummern in Griesbach im Jahr 1841. Somit konnte er nachweisen, dass es sich beim Schmeller-Stammhaus um das Anwesen mit der Hausnummer 9, den Kohlhansen-Hof (jetzt Duserer), handelt. Dort hatte sich bis zum Großbrand des Jahres 1898 das Kramerhaus, das Schmeller selbst in seinen Tagebüchern erwähnt, befunden. 

Foto: Norbert Stellner
BU: Gruppenfoto mit den Hauptprotagonisten der Versammlung. V.l.: Beate Heinrich (ehemalige Schatzmeisterin), Michael Bischoff (Kassenprüfer), Manfred Sailer (2. Schriftführer), Bürgermeister Franz Stahl (2. Vorsitzender), Tatjana Ziegler (Schatzmeisterin), stellvertretender Landrat Dr. Alfred Scheidler (Wahlleiter) und Christian Ferstl (1. Vorsitzender)