Zum Ende des Zweiten Weltkriegs überschlugen sich weltweit die Ereignisse. Was die Menschen in der Oberpfalz erlebten, zeigten Christine Ascherl und Moderator Stefan Voit bei einer Lesung im MuseumsQuartier. Die Journalistin hat das Buch „Sie kommen – die letzten Kriegstage in der Oberpfalz“ überarbeitet und mit neuen gesammelten Geschichten und Fotografien erweitert. Hauptsächlich handelt es sich dabei um einstige Zeitungsartikel, die im Neuen Tag/Amberger Zeitung als Serie erschienen waren, in denen Zeitzeugen ihre Erlebnisse schilderten oder Beiträge von Heimatforschern, die nun im Battenberg-Bayernland-Verlag herausgegeben wurden.
Nach einem Einführungsfilm aus dem Kultur- und Militärmuseum Grafenwöhr, bei dem der Einmarsch der US-Army mit Panzern und brennenden Häusern rund um Grafenwöhr eindrucksvoll in bewegten Bildern zu sehen war, stellte Ascherl mit Journalist Stefan Voit Begebenheiten und Fotografien der Befreiung im Landkreis Tirschenreuth vor.
In der Stadt Tirschenreuth berichtete Max Gleißner in der Ortschronik von der kampflosen Aufgabe der Stadt am 21. April 1945. Der Widerstand des Volkssturms wurde vor der Ankunft der Amerikaner aufgegeben und Tirschenreuth so vor der Zerstörung verschont. Kurz wurde es noch einmal brenzlig als auf die Alliierten geschossen wurde und Bürgermeister Meyer dafür erschossen werden soll. Pater Mairon vom Missionshaus St. Peter konnte dies verhindern.
Länger dauerte die Einnahme von Wondreb. Dort wurde noch am 2. Mai geschossen, obwohl die restliche Region schon längst befreit war. So genannte „Werwölfe“ leisteten harten Widerstand gegen den Willen der Bevölkerung. Diese flüchtete sich ins Forsthaus. Förster Johann Schärdel berichtete, dass man sich den Befehlen nicht verweigern konnte, noch am 12. April wurde in Mitterteich ein Exempel statuiert und ein Soldat an einem Baum beim Rathaus aufgehängt, der sich von der Truppe entfernt hatte.
Christine Ascherl zeigte sich im Rahmen der Recherchen erstaunt, in welcher kurzen Zeitspanne sich so viel im Landkreis ereignet hatte. Auf den Straßen waren Tausende unterwegs, unter anderem die Todesmärsche mit Häftlingen aus den Konzentrationslagern Buchenwald und Flossenbürg nach Süden. Der Tirschenreuther Heimatforscher Harald Fähnrich steuerte einen Beitrag dazu für die Neuauflage bei. In Pechbrunn schilderte ein Augenzeuge den Menschenzug vom 15. April. Vorneweg die SS schwer bewaffnet, dann ein Eselkarren mit Gepäck der Wachmannschaft, gezogen von sechs bis acht Häftlingen. Der Zug mit 800 bis 1.000 Männern, barfuß und in Häftlingskleidung wurde von 20 SS-Leuten mit einigen Hunden begleitet.
Stefan Voit warf einen Blick auf einen Beitrag von Josef Rosner. Konnersreuth sollte eigentlich aufgrund der Beliebtheit der Resl in den USA verschont bleiben. Aufgrund des harten Widerstands der SS wurden schließlich trotzdem ein Großteil der Häuser zerstört.
Die beiden Referenten ließen nun die Zuhörer zu Wort kommen. Alfred Mehler hatte das Kriegsende in Tirschenreuth als Zehnjähriger erlebt und berichtete von der Einquartierung der Amerikaner im Bahnhofshotel und im Wohnhaus der Familie bei der Tuchfabrik. Nach Abzug der Truppen waren alle Gegenstände in den Wohnungen verteilt und Wertsachen verschwunden.
Ascherl lobte die Arbeit der Heimatforscher im Landkreis Tirschenreuth, die Region könne sich glücklich schätzen, dass so viel Forschung geleistet werde. Bei ihren weltweiten Recherchen war ihr die Digitalisierung eine große Hilfe und die Gewissheit, dass die Amerikaner und Europäer nach 80 Jahren Frieden heute gut zusammenarbeiten.
Text: Birgit Plößner
Bild: Birgit Plößner
BU: Christine Ascherl (l.) und Stefan Voit (r.) stellen den Zuhörern die Ereignisse der letzten Kriegstage im Stiftland vor