Tirschenreuther Rathausschatz heimgekehrt

Viele Jahrzehnte war er im Besitz der Familie des leitenden Stadt-Beamten Georg Heldmann. Nun ist mit deren Hausaltar ein Tirschenreuther Rathausschatz wieder an seinen Heimatort zurückgekehrt. Enkelin Elisabeth Vasold übergab das Kleinod 3. Bürgermeister Norbert Schuller. 

Rückblende: Vor 14 Tagen klingelte bei Pressereferent Mirko Streich das Telefon. Am anderen Ende meldete sich Elisabeth Vasold. Sie erzählte von einem alten Tirschenreuther Hausaltar, der sich bereits seit Generationen im Besitz ihrer Familie befände. Der Altar hätte einst ihrem Großvater Georg Heldmann gehört, der ab 1908 nicht nur über 50 Jahre im Rathaus tätig war – davon viele Jahre im gehobenen Dienst –, sondern seine Wohnräume auch in der ersten Etage des Rathauses hatte. Und in einem dieser Zimmer stand viele Jahre auch der Hausaltar der Familie – den sie nun gerne der Stadt Tirschenreuth schenken möchte. 

Das Telefonat elektrisierte nicht nur Mirko Streich, sondern auch Stadtarchivarin Beate Heinrich. Sie organisierten ein Treffen mit Elisabeth Vasold und ihrem Mann, dem Historiker Dr. Manfred Vasold. Und schon wenige Tage später trafen beide im Rathaus ein. Was 3. Bürgermeister Norbert Schuller, Mirko Streich und Beate Heinrich dann sahen, übertraf alle Erwartungen: einen seltenen und darüber hinaus sehr gut erhaltenen, detailreich gestalteten Hausaltar mit einem Bildnis des Wallfahrt-Motivs „Unsere liebe Frau von Tirschenreuth“. 

Nur im Kriegsfall zu öffnen

„Ein wahrer Schatz, der nun heimgekehrt ist. Im Namen der Stadt und des Ersten Bürgermeisters Franz Stahl, den ich im Moment während seiner Urlaubsabwesenheit vertrete, möchte ich Ihnen sehr herzlich für dieses Geschenk danken“, so Norbert Schuller. Der es sich nicht nehmen ließ, Ehepaar Vasold die ehemaligen Wohnräume von Georg Heldmann zu zeigen, in denen dieser mit seiner Frau und neun Kindern lange Jahre lebte. Viele Details und Geschichten aus dem Tirschenreuther Rathaus kannte Elisabeth Vasold, selbst im oberpfälzischen Auerbach aufgewachsen, noch aus den Erzählungen ihrer Mutter Kreszenzia „Zenzi“, der 1903 in Tirschenreuth geborenen jüngsten Tochter von Georg Heldmann. So hätte ihr diese berichtet, dass die Feuerwehr im Rathaus die Löschschläuche lagerte – und sie und ihre acht Geschwister immer mithelfen mussten, diese aufzurollen. Auch erinnerte sie sich an eine geheimnisvolle Truhe, die nur im Kriegsfall geöffnet werden durfte. Leider hätte ihr Vater dies zwei Mal tun müssen – zu Beginn des 

1. und des 2. Weltkriegs. In der Truhe hätten sich eine Uniform, Anweisungen und Vorschriften befunden. 

Zum Ende ihres Besuches waren dann aber auch Elisabeth und Dr. Manfred Vasold überrascht und gerührt. Denn sie bekamen als Geschenk eine Kopie der ersten Stadtratssitzung-Mitschrift nach dem Ende des 2. Weltkriegs. Laut Protokoll fand diese statt: in der Rathaus-Wohnung von Georg Heldmann.

Der Familienaltar, dessen Alter der Tirschenreuther Restaurator Matthias Krämer auf ca. 1750 oder älter datierte, soll nun bald auch der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden. Geplant ist, ihn in einer des nächsten Ausstellungen des MuseumsQuartiers zu zeigen. Dazu hat die Stadt das Ehepaar Dr. Vasold bereits als Ehrengäste eingeladen.     

BU: Norbert Schuller (l.) und Mirko Streich (r.) konnten sich nicht nur über einen seltenen Hausaltar freuen. Elisabeth Vasold (2.v.l.) und Dr. Manfred Vasold (2.v.r.) schenkten der Stadt auch eine bibliophile Kostbarkeit: ein Exemplar das in den 1930-er Jahren in der Tirschenreuther Druckerei Kohl hergestellten Buches „Geschichte der Stadt Tirschenreuth“ des Autoren Johann Brunner.